Veröffentlichung der Dissertation

Nachdem die Doktorarbeit abgegeben ist, atmen viele Doktorand_innen erst einmal erleichtert auf. Zu Recht, denn meist haben sie viel Geduld und Ausdauer investiert. Sie sind durch etliche Höhen und Tiefen – nicht nur in Bezug auf die Erstellung des Textes – gegangen, um schlussendlich eine solide oder gar herausragende Arbeit abzugeben. Allein dafür habt ihr meine Anerkennung verdient! Für die Veröffentlichung der Dissertation braucht es aber meist mindestens noch einmal so viel intensive Auseinandersetzung mit dem Text.

Was bei der Veröffentlichung der Dissertation zu beachten ist

Ist der akademische Grad verliehen, geht es also weiter mit dem Stress: Als nächstes steht die Veröffentlichung der Dissertation an. Ist ein Verlag gefunden und die Finanzierung geklärt, muss der Text nochmals gegengelesen werden.

Wer wird das Buch lesen?

Nun liegt es in der Natur der Sache, dass Doktorarbeiten nicht für ein breites Publikum geschrieben wurden, sondern unter anderem für den Doktorvater respektive die Doktormutter. Deshalb ist es ratsam, besonderes Augenmerk auf die Zielgruppe zu richten. 
Als Lektorin von Fach- und Sachtexten (überwiegend aus dem akademischen Bereich) lese ich viele wissenschaftliche Arbeiten, die fachlich auf dem höchsten Niveau, aber leider nicht zielgruppengerecht verfasst sind. Stellt euch daher folgende Fragen:
  • Wer soll oder wird das Buch lesen?
  • Welche Fachkenntnisse können vorausgesetzt werden?
  • Wie sollen die Leser_innen angesprochen werden?
  • Welche Sprecher_innenposition nimmt die Autor_in selbst ein?

Eine klare Sprache beginnt beim Satzbau!

Auch wenn es ein akademisches Publikum ist, das den Text konsumieren wird, sind hier Verständlichkeit und eine leichte Sprache das A und O. Schachtelsätze, unklare Bezüge oder unvermittelte Gedankensprünge verleiden es der Leser_in, am Ball zu bleiben. 
Eine klare Sprache und anschauliche Beispiele für komplexe theoretische Inhalte sind unerlässlich. 
Meist kann auch die Argumentation noch etwas gerafft werden. Vielleicht wurden bestimmte Aspekte nur der Professor_in zuliebe abgehandelt?
An solchen Stellen könnt ihr den Text kürzen und solltet dies auch unbedingt tun! Während die Doktormutter oder der Doktorvater noch ein 400 Seiten starkes Manuskript in den Händen hielt, reicht es für die Veröffentlichung, wesentliche Gedankengänge in ihrer gebotenen Ausführlichkeit darzustellen.

Überschriften und Inhaltsverzeichnis

Auch über die Überschriften solltet ihr euch Gedanken machen. Stellt euch vor, ihr seid auf der Suche nach einem passenden Buch: Ihr steht in der Bibliothek vor einem Regal, habt ein vielversprechendes Buch herausgefischt und schlagt das Inhaltsverzeichnis auf. Wonach beurteilt ihr, ob dieses Buch für das Thema interessant ist?
Sind die Überschriften von Kapiteln vage bis unverständlich formuliert, kommt das Buch nicht in die nähere Auswahl. Zu allgemein verfasste Überschriften wie »Fazit« oder »Ausblick« sind selten zielführend.
Überschriften sollen Neugier wecken. Gleichzeitig geben sie aber auch ein Versprechen: Sie sollten eine Antwort auf die in dem Kapitel gestellte Frage liefern.
  • Kapitelüberschriften sollten daher widerspiegeln, was im Text geschieht.
  • Sie sollten den wichtigsten Gedanken präzise umreißen.
  • Sie sollten so knapp wie möglich, aber so ausführlich wie nötig sein.
All diese Feinheiten sind bei der Veröffentlichung der Dissertation zu bedenken. Deshalb hilft es an dieser Stelle, eine unvoreingenommene und professionelle Leser_in einzubeziehen.
  • Habt ihr den nötigen Abstand zum Text?
  • Wie schwer fällt es euch, Textteile zu streichen?
  • Welche Vorschläge macht der Verlag?
Lektor_innen helfen dabei, den Text zu kürzen, die wichtigsten Thesen herauszustellen und passende Überschriften zu formulieren. 

Lasst euch bei der Veröffentlichung der Dissertation helfen!

Wer die Hilfe von Lektor_innen in Anspruch nimmt, ist gut beraten, sich für diese Zusammenarbeit viel Zeit zu nehmen. Das kann entweder über ein Lektorat oder eine Schreibberatung erfolgen.
Der Prozess des Schreibens einer Doktorarbeit ist langwierig. Es dauert meist mehrere Jahre, bis alle Gedanken sortiert und zu Papier gebracht sind. Die Lektor_innen brauchen zwar nicht ganz so viel, aber dennoch genug Zeit, um das Gelesene in sich aufnehmen und verarbeiten zu können. Erst dann wird das Lektorat erfolgreich und ihr seid zufrieden mit dem Resultat!