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Selber denken macht schlau

KI-generierte Texten muten ›natürlich‹ an, weil sie alle notwendigen Regeln von Semantik, Grammatik und Rechtschreibung beherrschen. Dennoch entsteht häufig der Eindruck, es handele sich um ein beliebiges Kauderwelsch.

Leere Worthülsen reihen sich aneinander, blasen den Text auf und hören sich an wie das geschickte Herumlamentieren von Politiker:innen. Es fehlt an konkreten Aussagen, an nachvollziehbarer Argumentation. KI-Texte wirken daher oft »seelenlos, mit Standardideen und wiederkehrenden Formulierungen« (Quelle: https://the-decoder.de/mit-studie-zeigt-kognitive-schuld-durch-chatgpt-was-das-fuer-die-praxis-bedeutet/).

Die Erstellung von wissenschaftlichen Texten, egal ob von Studierenden oder Professor:innen, ist zum einen ein kreativer Prozess. Er erfordert das Nachdenken über Sinnzusammenhänge, führt zu spontanen Kombinationen von Argumenten oder dem blitzartigen Aufleuchten von Ideen. Der andere Teil der Schreibarbeit ist die gewissenhafte Recherche von Literatur, das Erfassen von Daten oder die Beobachtung von Welt.

Wer seine Texte mit KI verfasst, so die vorläufigen Erkenntnisse aus der oben zitierten Studie, entwickelt jedoch weniger bis gar kein Verständnis für das, was er oder sie an Text produziert.

Wenn sich also Wissen bilden und verfestigen soll, bleibt es (zunächst noch) unerlässlich, es tatsächlich selbst anzusammeln. Wissen wird gemacht. Ganz im Sinne von Pierre Bourdieus Kapitalbegriff ist Lesen und Denken ein mit Aufwand verbundener Akt der Kapitalgenerierung. Wer ernsthaft seine Fähigkeiten steigern möchte, darf sich nicht die Arbeit abnehmen lassen. Es ist das aktive Denken, das aktive Mitdenken, das Umdenken, das menschliche Denkprozesse von Prozessen der KI unterscheidet.

Denn noch sind Lesen und Denken, Kombinieren und Erfinden menschliche Kulturtechniken, die über die bloße Aneinanderreihung von Wörtern, Sätzen und Absätzen hinausgehen.

KI ist nicht kreativ. KI imitiert kreative Prozesse. KI berechnet Wahrscheinlichkeiten, kann weder Argumente einschätzen noch sie gegeneinander abwägen. KI hat (noch) keinen persönlichen Stil.

Letztlich bedeutet (wissenschaftliches) Schreiben, sich mit sich selbst und der Welt zu beschäftigen, sich in sich zu vertiefen und im besten Falle Erkenntnisse abzuringen, die so noch nicht existieren.